Bei mir klingelte der Wecker am vergangenen Sonntag um 3:30 Uhr. 45min später trafen wir uns am Gemeindehaus. Wir sind: Sabine, Jolina, Petra, Stefan, Volker und Markus. Volker und Stefan engagieren sich in der Siegerländer Gefangenenmission. Dadurch war der Kontakt entstanden. Durch gefühlten Dauernebel ging es aus dem Westerwald nach Dortmund. Mitten in einem Wohngebiet befindet sich die Justizvollzugsanstalt. Dort trafen wir auf Barbara, die als Gefängnispfarrerin für die JVAs Dortmund und Hagen zuständig ist. Nachdem wir ein Dutzend Sicherheitstüren passiert hatten, konnten wir in der Gefängniskirche die Technik aufbauen und uns einspielen. Um kurz vor 9 Uhr war alles vorbereitet und die Gefangenen wurden in den Raum geführt. Rund 40 Männer saßen vor uns. Sie hatten im Vorfeld den Gottesdienstbesuch beantragt und waren ausgewählt worden, denn die Nachfrage war viel größer als es Plätze gibt – eine völlig andere Welt, wenn man an leere Kirchen denkt.
Stefan und Volker gestalteten die inhaltlichen Teile des Gottesdienstes. Sie sprachen darüber, was ihnen Jesus bedeutet, wofür wir ihn brauchen und das jeder zu Jesus umkehren kann. Die Lieder unserer kleinen Band (was für ein Luxus, dass wir eine zweite Band im Langenbacher Gottesdienst haben!) berührte sichtbar diese rauen Männer, die bis zu 4 Jahren dort einsitzen. Zum Abschluss bekamen die Insassen das Andachtsbuch „Leben ist mehr“, eine sehnsüchtig erwartete Mappe, in der sich ein Stift, Schreibpapier, ein paar Briefmarken und blanko Weihnachtskarten befanden und die Möglichkeit eine Bibel zu bekommen.
Nach dem Gottesdienst gab es ein kleines Frühstück in der Kantine der Vollzugsbeamten. Das Gespräch mit Andreas, einen Vollzugsbeamten, war sehr aufschlussreich. Auch er war sichtlich dankbar für unseren Einsatz, denn in aller Regel hilft niemand von außen bei der Gestaltung der Gottesdienste mit. Die Mittel und Möglichkeiten sind sehr begrenzt.
Bald schon brachen wir nach Hagen auf. Dort begann um 11:30 Uhr der nächste Gottesdienst nach dem gleichen Muster. Wieder war der Raum voll, doch dort saßen überwiegend Männer, die 5 Jahre und mehr als Strafe erhalten hatten. Es waren also wirklich schwere Jungs, wie man sagt. So gut die Atmosphäre in Dortmund schon war, umso besser war sie in Hagen. Besonders als Sabine ihr Lied sang: „Du bist ein Gott, der mich sieht.“ Wir schauten in Gesichter, die bewegt und nachdenklich wirkten. Hier und da rollte eine Träne die Backe herunter. Am Ende nahmen auch dort die Gefangenen dankbar die mitgebrachten Dinge an.
Wir fuhren selbst sichtbar bewegt und beschenkt nach Hause. Es war ein langer Tag geworden, als wir gegen 16:00 Uhr die letzten Instrumente wieder im Gemeindehaus weggeräumt hatten.
Ich mag die Frage nicht, weil sie so schlecht auf Geistliches passt. Ich stelle sie aber trotzdem: Was bringt so etwas? Sehr viel, wenn ich höre, dass sich Knastis bekehren und taufen lassen. So mancher, der dort saß hatte womöglich nie die Chance zu hören, dass es jemanden gibt, die ihn liebt, Vergebung schenken will und eine Seele Heil macht.
Vielleicht klingt es zu pathetisch, aber an diesem Sonntag war es spürbar, welches Licht Jesus gibt und wie er selbst in die dunkelsten Löcher scheinen kann.
Danke an Stefan für die Orga im Vorfeld und am Tag selbst. Danke an die Band für diesen besonderen Einsatz. Danke aber auch an Daniel, von dem wir den Bus leihen konnten.